Bibimbap für Alle!
Schon bevor koreanisches Essen zum Hipster Food No. 1 in Berlin wurde, hatte das MADANG seine Stammkundschaft sicher. Es hat den Hype praktisch mit angestoßen – vermutlich ganz ungewollt. Auf hippes Interior und designige Details legt man hier nämlich keinen Wert. Das familiengeführte Restaurant an der Gneisenaustraße in Kreuzberg konzentriert sich lieber auf landestypische Speisen und glänzt mit herzlichem Service. Und die Berliner lieben es.
Text & Fotos Alexander Ahlert
Machen wir doch einen kurzen Sprung in die Vergangenheit und zwar zu dem Zeitpunkt, wo es noch nicht cool war Bulgogi und Kimchi in sich reinzuschaufeln. Damals als Bibimbap noch ein absolutes Fremdwort für jeden Berliner war und als man noch so gar keine Berührungspunkte mit koreanischem Essen hatte. Damals war das MAGANG noch ein echter Exot in Berlin. Zugegeben, hier und da gab es schon das ein oder andere koreanische Restaurant, aber es war noch lange kein Food Trend.
Für mich eindeutig das beste Bibimbap der Stadt
Mein erster Besuch im MADANG war eher ein Zufall. Es war ein Sommerabend und ich hatte Hunger. Und zufälligerweise war ich in der Gneisenaustraße unterwegs. Im vorbeigehen erhaschte ich einen kurzen Blick auf die Teller der draußen sitzenden Gäste und die exotischen Düfte zwangen mich zum Bleiben. Wie ich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht wissen konnte, hatte ich unfassbares Glück, dass meine Begleitung und ich direkt einen Tisch bekamen und wir uns sofort in der Speisekarte nach dem Stoff auf die Suche machten, der unsere leeren Mägen zum Schweigen bringen sollte.
Ich war völlig überfordert! Für einen Kleinstadt-Jungen, der erst seit kurzem in Berlin lebte, war das alles einfach zu viel. Bibi-was? Ich bekam die Sorge, dass ich meinen Magen nicht so schnell zufrieden stellen konnte, wie ich es eigentlich geplant hatte. Nun ja, jetzt saßen wir schon mal und die erste Weißweinschorle war auch schon bestellt.
„Meine wahre große Liebe: mit viel Rindfleisch, frischem Gemüse und einem Herzen aus einem rohen Ei“
Ich entschied mich damals für die koreanischen Spareribs – den Spareribs hatte ich vorher schon mal gehört. Meine wahre große Liebe lernte ich erst bei meinem zweiten Besuch im MADANG kennen – BIBIMBAP mit viel Rindfleisch, frischem Gemüse und einem Herzen aus einem rohen Ei. Wir sind bis heute verliebt und sehen uns täglich. Auch wenn ich schon ein paar Mal fremdgegangen bin, kehre ich doch immer wieder zurück und wir begegnen uns jedesmal mit purer Leidenschaft.
Überzeugt die Atmosphäre?
Der Innenraum des Restaurants wirkt etwas aus der Zeit gefallen. Kein Vergleich zu vielen anderen koreanischen Restaurants in der Stadt, die eher auf modern puristisches Interior mit asiatischer Handschrift setzen. Hier hat es eher den Charme einer Berliner Eckkneipe mit koreanischen Elementen.
Das frittierte Huhn ist eine Versuchung wert
Das Lokal ist geprägt von schweren Holztischen und Stühlen. Es ist recht urig und dadurch gemütlich. Ein Aquarium spendet ein wenig Licht und dem eher dunklen Raum. Es ist kein Restaurant, in das man zu einem festlichen Anlass in schicker Garderobe geht, sondern wo sich das alltägliche Leben abspielt und der Austausch zwischen Familie und Freunden stattfindet.
Im hinteren Teil des Restaurants gibt es eine Sitzecke im traditionell koreanischen Stil. Man sitzt auf Kissen an einem sehr niedrigen Tisch – dabei müssen die Schuhe ausgezogen werden. Hier findet ein Grüppchen von sechs Personen Platz und kann den Abend gemütlich im Schneidersitz verbringen. Für den ein oder anderen sicher ein neues Erlebnis.
Im Sommer kann man auch draußen sitzen, wobei der Outdoor-Bereich eher klein ist und man damit leben muss, dass es nicht im Hinterhof ist, sondern direkt vorne an der Straße. Wenn man auf ein urbanes Flair steht, ist es perfekt. Falls man sich davon stören lässt, dass vorbeilaufende Passanten einem neugierig auf die Teller schielen, sollte man sich einfach rein setzen.
Wie ist der Service?
Koreaner sind ja für ihre Gastfreundlichkeit und angenehme Art bekannt. Davon ist auch der Service im MADANG geprägt. Die gesamte Crew schenkt dem Gast stets ein Lächeln und strahlt vor Herzlichkeit. Damit das so bleibt, achtet der Inhaber mit wachem Auge auf seine Mitarbeiter. Man merkt, dass ihm ein perfekter Service wichtig ist und falls ein Kellner mit einer Situation überfordert scheint, greift der Chef helfend ein, um beim Gast keinen negativen Eindruck zu hinterlassen. Der Laden ist nicht groß, aber stets gut besucht und da sich viele Gäste für den Tischgrill entscheiden, müssen die Service-Mitarbeiter die Zubereitung an verschiedenen Tischen koordinieren. Das kann manchmal etwas in Hektik ausarten, aber mit einem freundlichen Lächeln ist die schnell vergessen.
Wie ist die Speisekarte?
Wie schon die Einrichtung des Restaurants, ist auch die Speisekarte optisch eher rustikal gehalten – dunkler Umschlag mit ausgedruckten Zetteln in Plastikfolie. Man hat auch ordentlich was zu blättern. Viele der Gerichte gibt es in verschiedenen Ausführungen – mit Fleisch oder vegetarisch, mit viel Fleisch oder ohne Ei. Für alle, die noch nicht so geübt sind im Verputzen von koreanischem Essen, stehen auf der Karte ausführliche Beschreibungen zu den Gerichten. Man hat also auch ordentlich was zu lesen.
Zum ausgewählten Tischgrill-Gericht werden diverse Kleinigkeiten gereicht
Das MADANG legt den Fokus auf traditionelle Küche aus Korea. Alles ist so authentisch wie möglich und ist keine crazy Fusions-Küche à la Kimchi Burger. Neben dem Klassiker Bibimbap in unterschiedlichen Ausführungen, gibt es auch verschiedene Tischgrill-Variantionen. Das MAGANG punktet mit den Vorspeisen und den Hauptgerichten. Desserts spielen eine sehr nebensächliche Rolle auf der Menükarte.
Was sollte man bestellen?
Natürlich sollte man hier unbedingt das Bibimbap kosten. Für mich ist es eindeutig das beste der Stadt. Anders als in vergleichbaren Restaurants kriegt man es im MADANG mit einem rohen Ei. Beim Vermischen der frischen Zutaten in der heißen Schüssel brät das Ei mit und es ergibt sich ein wirklich köstliches Gericht.
Während des Essens wird der Reis schön knusprig in der Schale, was dazu führt, dass das Essen von Biss zu Biss besser wird. Für Gruppen, die einen geselligen Abend verbringen möchten, empfiehlt es sich einen Tischgrill zu bestellen. Das Teilen und Rumreichen der unzähligen Schälchen ist anregend für die Stimmung und lachend schmeckt es noch besser.
Wer noch einen Starter vorweg essen möchte, sollte sich den koreanischen Pfannkuchen mit Kimchi und Käse bestellen. Das entspricht eher einem Omelett und ist unheimlich lecker. Sollte es jemanden da draußen geben, der keinen Bibimbap essen möchte, der sollte sich das frittierte Huhn in Erdnusssoße bestellen. Das ist nach dem Bibimbap mein weiterer Favorit auf der Karte.
Mein Schatz!
„Stylisches Ambiente und Fancy Cocktails im Designer-Mantel? – Dann geh woanders hin!“
Wie ist das Publikum im Restaurant?
Das MADANG hat eine sehr treue Stammkundschaft. Viele der Anwohner um das Restaurant, kommen hier gerne hin, um vor Ort zu essen oder um sich das Essen mitzunehmen. Man trifft auch auf viele koreanische Gäste, die sich hier ihr Abendessen gönnen. Insgesamt wirkt das Publikum sehr bodenständig und angenehm unaufgeregt.
Wer sollte das MADANG nicht besuchen?
Du brauchst stylisches Ambiente und Fancy Cocktails, um so richtig in Stimmung für dein Sharing Dinner, bestehend aus winzigen Häppchen auf skandinavischem Geschirr, zu kommen? Du liebst deinen neuen und völlig überteuerten Designer-Mantel? Du brauchst minimalistische und bassintensive Klänge als musikalische Untermalung zu deinem Essen?
Dann geh am besten woanders hin. Im schummrigen Licht des Lokals sieht dich eh keiner, wenn du das Restaurant betrittst. Den Mantel musst du hinterher auch ganz sicher in die Reinigung bringen, die Dämpfe des Tischgrills geben ihm garantiert den Rest.
Was steht am Ende auf der Rechnung?
Die zunehmende Beleibtheit des Restaurants und der koreanischen Küche in Berlin haben dazu geführt, dass die Preise in der Vergangenheit ordentlich angezogen wurden. Es ist sicher kein hochpreisiges Restaurant, aber es befindet sich auch nicht mehr im niedrigen Bereich. Aber man bekommt auch ordentlich was für sein Geld – die große Ladung Herzlichkeit ist inklusive.
Wo finde ich das MADANG?
MADANG
Gneisenaustraße 8 – Berlin Kreuzberg
Fon +49 30 488 279 92
Täglich von 17.00 bis 23.00 Uhr
Sonntags geschlossen
U7 – U6 Mehringdamm
U7 Gneisenaustraße